ENTWURF ZU EINEM PALAST AUF DER AKROPOLIS, 1834
Schinkels Karriere begann mit hoch gespannten Erwartungen, und sie endete ebenso. Darin liegt die Tragik. Der Freiheitsdom von 1814, aus dem Überschwang des Siegers geboren, blieb eine romantische Utopie. Ebenso einige Entwürfe zu herrschaftlichen Schlössern.

Der erste dieser Aufträge, die unausgeführt bleiben sollten, kam von Prinz Otto von Bayern. Als neuer König von Griechenland war er vor die Aufgabe gestellt das gerade von den Türken befreite Land wieder innerlich zu festigen. Für diesen minderjährigen und idealistischen König schuf

Schinkel ein Märchenschloß von erstaunlichen Ausmaß. Der rautenörmige Grundriß zeigt in der Mitte eine lange Rennbahn, flankiert von dem Parthenontempel mit überragender Statue der Pallas Athene, der Schutzgöttin Athens auf der einen Seite und dem Erechtheion-Tempel auf der anderen Seite. Abgeschlossen wird die Anlage zur Rechten und Linken durch kunstvoll gestaltete Rasenflächen, teils mit Springbrunnen. An die Stirnseiten der Rennbahn schließt sich im Westen die Auffahrtsalle mit einzigem Zugang durch die Propyläen an. Im Osten beginnen die zahlreichen Wohnbauten, aufgelockert durch kleine
Grünflächen. Die Südansicht stellt die schattenspendenden Kolonnaden und die dahinterliegenden Gemächer des Königspaares und die große Empfangshalle dar. Den südlichsten Punkt bildet ein Rundturm, in dem sich der Salon der Königin und darunter eine Badehalle befinden.

Die ganze Anlage zeigt klassische griechische Architektur in ihrer reinsten Form und hätte bestimmt sehr malerisch gewirkt, doch leider war das Projekt zu umfangreich. Schon alleine die Menge an hierfür benötigtem Marmor wäre nicht aufzubringen gewesen. Nach den napoleonischen Kriegen war das Land in schweren Finanznöten und es wurde darauf geachtet, sparsam zu bauen und nur das Notwendigste wieder zu errichten.

Fürst Pückler, der rege Anteil nahm an den Akropolisplänen, teilte Schinkel im März 1836 brieflich mit, daß betrüblicherweise vergessen worden war ihm eine königliche Nachricht über sein Projekt zu schicken, aber der König sich ihm gegenüber sehr begeistert von den Plänen Schinkels gezeigt hätte. Leider jedoch könne der Bau aus Kostengründen nicht ausgeführt werden.

Schinkels letzte große Entwürfe waren prachtvolle Residenzen. Sie hätten die Krönung seines Lebenswerkes werden können. Doch das Schicksal wollte es anders. Schließlich baute der bayerische Hofarchitekt Friedrich Gärtner ein schlichtes Stadtschloß in Athen.

Bettina Braun

Literatur
1 Entwurf für einen Palast auf der Akropolis in Athen, Grundriß, aquarellierte Federzeichnung 1834, 59,9 x 95 cm 2 Entwurf für einen Palast auf der Akropolis in Athen, Ost- und Nordansicht, Aquarell 3 Entwurf für ein Königliches Schloß auf der Akropolis in Athen, Der Große Saal, Aquarell 1834, 56 x 42,5 cm